
M. Schuch:
Sehr geehrte Frau Nolte, wir sind die Senioren Union der CDU Neunkirchen-Seelscheid und wir setzen uns unter anderem für die Belange der älteren Generation unserer Gemeinde ein. Als Kandidatin der CDU stellen Sie sich am 13. September dieses Jahres zur Bürgermeisterwahl. Bevor wir Sie zu einigen die Senioren Union interessierenden Fragen interviewen, bitten wir Sie, sich unseren Mitgliedern und Freunden kurz vorzustellen und uns zu sagen, warum Sie unter dem Motto: „Wir bewegen Neunkirchen-Seelscheid“ Bürgermeisterin von Neunkirchen-Seelscheid werden möchten und was Sie dazu befähigt.
A. Nolte:
Lieber Herr Schuch, Ihre Frage will ich gerne beantworten denn es gibt einige Gründe, warum ich Bürgermeisterin werden möchte. Hierzu möchte ich vorweg gerne herausstellen, was Sie mit mir als Bürgermeisterin erhalten werden und das sind neben meiner Verwaltungsexpertise vor allem Bodenständigkeit, Bürgernähe und Verlässlichkeit. Meine Freunde und Bekannte behaupten von mir, dass ich mich einsetze, wenn nötig (und das ist unabhängig davon, ob möglich) und vor allem, dass ich mache, was ich sage und gerade in diesem Zusammenhang hebe ich das auch mit Stolz hervor.
Ich möchte, dass Neunkirchen-Seelscheid wieder strukturiert und zielorientiert geführt wird. Ich werde unsere Werte erhalten. Das meine ich sachlich sowie menschlich. Wir müssen weiterwachsen und junge Familien nach Neunkirchen - Seelscheid ziehen, weil wir noch ein riesiges, ungenutztes Potenzial haben. Wir müssen dafür sorgen, dass Neunkirchen-Seelscheid in allen Lebensbelangen attraktiv ist, dazu gehören natürlich auch die Tage in denen man krank ist oder auch die Tage an denen man alt wird. Wir müssen aber auch im Umgang miteinander wieder mehr kommunizieren. Ich werde transparenter sein, verständlich machen, warum Verwaltung ist wie sie ist, manchmal lange Prozesse mit sich zieht. Ich möchte dafür werben, gemeinsam an Verbesserungen zu arbeiten statt sich das nur von der Couch oder dem Internet anzusehen und sich hinter anonymen social media Plattformen zu verstecken. Ich werbe dafür, dass man viel schaffen kann, wenn man sich bewegt statt nur zuzusehen!
Das alles treibt mich an und motiviert mich in den nächsten Monaten den Wahlkampf mit Ihnen und am liebsten mit Euch zu bestreiten. Dafür zu arbeiten, dass sich in NKS wieder mehr bewegt, denn weiterer Stillstand würde nur Rückschritt und dann konsequenterweise auch Rückstand bedeuten.
Was mich dazu auszeichnet ist meine bereits eingangs beschriebene Grundlebens-einstellung, ich höre sehr viel zu, ich spreche darüber und dann setze ich das gesagte auch um. Dies kann ich, weil ich seit vielen Jahren in unterschiedlich großen Behörden tätig war und durch mein Verwaltungsstudium und meinen Master in Wirtschaftsrecht die Grundlagen dazu erworben habe.
M. Schuch:
Vielen Dank, dann lassen Sie uns nun in einige konkrete Fragestellungen gehen, die unsere Mitglieder besonders bewegen:
Gerade für viele ältere Menschen ist es wichtig Geschäfte für den täglichen Bedarf vor Ort zu haben.
Welchen Einfluss wollen Sie darauf nehmen, z.B. einen Drogeriemarkt nach Neunkirchen zu holen, oder beispielsweise ein Bekleidungsfachgeschäft (Stichwort: Schwellenbach) ggf. in Neunkirchen bzw. auch Seelscheid zu verorten?
A. Nolte:
Gerade im Rahmen der aktuellen Pandemie ist es offensichtlich, dass die lokale Wirtschaft gestärkt werden muss. Ich selber habe mich der Initiative der Jungen Union Rhein-Sieg angeschlossen und das Thema „Sei Loyal, kauf Lokal“ unterstützt. Die Vollständigkeit des Sortimentes gehört für mich dazu, ein Drogeriemarkt zweifelsohne auch!
M. Schuch:
Höheres Lebensalter macht, wegen der nicht immer optimalen Verbindungen in die größeren Nachbar-Städte (Siegburg, Hennef etc.) fast immer eine gute ärztliche Versorgung vor Ort notwendig. Spielen in diesem Zusammenhang Forderungen nach einem Ärztehaus in Ihren Absichten eine Rolle?
A. Nolte:
Absolut, deswegen ist dieses Thema Bestandteil meines Wahlprogrammes. Zudem ist das Scheitern des Ärztehauses gegenüber dem Rathaus exemplarisch für die schlechte Projektführung. Frau Sander zeigt hier den Stillstand, den wir bekämpfen wollen deutlich auf. Eine zentrale Versorgung durch eine funktionierende Ärztelandschaft ist für mich eine Schlüsselverantwortung, um eine lebenswerte Gemeinde für alle Generationen zu sein.
M. Schuch:
Apropos Verkehrsanbindungen zu den benachbarten Städten und Ballungsgebieten. Die fehlende direkte Bahnanbindung von Neunkirchen-Seelscheid macht insbesondere für Pendler die Nutzung des eigenen Autos fast unabdingbar. Das ist ein klarer Standortnachteil, wenn es für junge Familien darum geht, einen zukünftigen Wohnort zu wählen und hindert aus unserer Sicht die Weiterentwicklung der Gemeinde. Was sind Ihre Absichten und wo sehen Sie Möglichkeiten diesem Nachteil entgegen zu wirken?
A. Nolte:
Die Anbindung unserer Gemeinde ist in der Tat eine wichtige Herausforderung. Einen Bahnhof selbst zu schaffen, halte ich für unrealistisch und zeitlich zu weit in der Zukunft als Lösung. Wir benötigen im Hier und Jetzt tragfähige Konzepte. Nennen möchte ich hier eine interkommunale Zusammenarbeit, zum Beispiel mit der Gemeinde Rösrath oder Lohmar, um eine Anbindung an die dortigen Bahnhöfe der RB 25 zu gewährleisten.
M. Schuch:
Neunkirchen-Seelscheid ist geprägt durch ein ländliches Umfeld, was mit einer relativen Zersiedlung und teilweise großen Abständen zwischen den Ortsteilen einhergeht. Wie stellen Sie sich eine bessere Anbindung/Verbindung zwischen den beiden Hauptorten, aber auch den Ortsteilen vor?
Werden dabei das Anlegen weiterer Radwege (z.B. zwischen Neunkirchen und Seelscheid), aber auch Möglichkeiten für ältere Menschen (z.B. Bürgerbus) eine Rolle spielen?
Sollte durch Ausweisung entsprechender Baugebiete das Zusammenwachsen der Ortsteile auf lange Sicht infrastrukturell gefördert werden?
A. Nolte:
Der Bürgerbus ist ein herausragendes Beispiel ehrenamtlichen Engagements, welches gestärkt und unterstützt gehört. Zusätzliche Angebote werden geschaffen, hier sei die Initiative Mobilität „on demand“ genannt. Analysen der Vergangenheit zeigen, dass die Verbindungen aus den kleineren Ortsteilen in die Hauptorte wichtiger sind, als der übergreifende Verkehr. Seit der kommunalen Gebietsreform 1975 besteht aus meiner Sicht der Bedarf, eine bessere Verbindung zwischen Neunkirchen und Seelscheid zu schaffen. Eine Fahrrad- und Fußgängeranbindung muss geschaffen werden. Das Zusammenwachsen von Ortsteilen halte ich für falsch. Nicht nur weil es städteentwicklungstechnisch keinen Zuspruch der Bauaufsichtsbehörden geben würde, wir haben im Wahlkampfprogramm verankert, dass wir alle Ortsteile behutsam weiterentwickeln. Wichtig ist hier eine vernünftige langfristige Flächenplanung.
M. Schuch:
Ist Ihnen bewusst, dass in der Feuerwache in Neunkirchen aus Sicht des Arbeitsschutzes, bzw. geltender Unfallverhütungsvorschriften, rechtswidrige Zustände herrschen?
Wie wollen Sie den Neubau der Feuerwache vorantreiben?
A. Nolte:
Eine Kernforderung der CDU ist es, dass die Feuerwehr so schnell wie möglich eine neue Feuerwache bekommt, da die derzeitigen Zustände nicht tragbar sind. Dieses Projekt muss aber aus meiner Sicht gut geführt werden, damit es zum Einen nicht zu weiteren Verzögerungen kommt und zum Anderen im Kostenrahmen bleibt. Hier werde ich das Gegenteil von Frau Sander machen. Sie sieht dieses Projekt nicht als ihr persönliches an, ich würde hier wesentliche Blöcke meiner Arbeitszeit investieren und allen deutlich machen, dass die Projektumsetzung höchste Priorität hat.
M. Schuch:
Wie kann angesichts der enormen, zukünftigen Belastungen – durch die Corona-Krise noch zusätzlich verstärkt – die Gemeinde überhaupt finanzielle Freiräume und Selbständigkeit gewinnen? Muss sich eine Bürgermeisterin von Neunkirchen-Seelscheid nicht der Forderung nach Entschuldung der Gemeinden seitens Bund und Ländern anschließen?
A. Nolte:
Alle anfallenden Aufwendungen durch die Corona-Krise werden aktuell separat erfasst. Es ist zunächst davon auszugehen, dass die übergeordneten Institutionen, Lösungen für die kommunale Selbstverwaltung (und somit die finanziellen Möglichkeiten) sicherstellen werden. Darüber hinaus würde ich zusammen mit dem Landrat Sebastian Schuster, die Interessen der Gemeinde ganzheitlich vertreten, was vermutlich deutlich besser gelingen wird, da Frau Sander diesen Kommunikationsweg bisher nicht effizient genutzt hat.
M. Schuch:
Die Gesellschaft in Deutschland insgesamt und damit auch die Bevölkerung in Neunkirchen-Seelscheid wird absehbar immer älter. Vor allem körperlichen Einschränkungen einerseits, steht andererseits ein großer Wissens- und Erfahrungshorizont gegenüber.
Haben Sie die Absicht altersgerechtes Wohnen/Bauen besonders zu fördern?
Wie wollen Sie die besonderen Fähigkeiten der Gruppe der älteren Menschen in Ihr Verwaltungshandeln einbringen?
Wäre hierzu ein systematisches und institutionalisiertes Vorgehen sinnvoll?
Frau Nolte:
Ziel muss es sein, dass Bürgerinnen und Bürger die Gemeinde nicht verlassen müssen, wenn es im Alter zu Einschränkungen kommt. Gerade dies ist ein Ziel unseres Wahlprogramms und muss sichergestellt werden. Der Erfahrungsschatz, gerade der älteren Bevölkerung, ist ausgesprochen wichtig und es muss sichergestellt werden, dass der Wissenstransfer stattfindet. Eine Ausweitung der bestehenden Möglichkeiten (z.B. sachkundiger Bürger), muss gestaltet werden. So sehe ich den Bedarf für fachspezifische Arbeitskreise, die eben nicht nur parteiparitätisch besetzt werden sollten, sondern mit Fachexperten ausgestatten werden sollen.
M. Schuch:
Liebe Frau Nolte, ich wünsche Ihnen eine glückliche Hand und einen langen Atem für den bevorstehenden Wahlkampf sowie den Wahlausgang, den Sie sich selber wünschen zum Wohle unserer Gemeinde.
Im Namen der Mitglieder der Senioren-Union der CDU Neunkirchen-Seelscheid danke ich Ihnen herzlich für dieses sehr ausführliche Interview und für die Zeit, die Sie sich für uns genommen haben.
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