Die Senioren Union besuchte den UN-Campus in Bonn

30 Mitglieder und Gäste der Senioren Union Neunkirchen-Seelscheid besuchten am 18. Nov. 2019 den UN-Campus in Bonn.
Im Rahmen unseres Jahresmottos „Friedenssicherung und Aufrüstung - wie geht das zusammen?“ informierten wir uns bei der UN über deren Strategien Internationaler Friedenssicherung. H. Harald Ganns, über 20 Jahre deutscher Botschafter in vielen, unterschiedlichen Ländern Afrikas, Afrika-Referatsleiter im AA und seit 2008 Senior Advisor und Leiter der Öffentlichkeitsarbeit bei den Vereinten Nationen in Bonn, stellte uns den UN-Campus vor und hielt uns einen Vortrag über „Die Blauhelmeinsätze der UNO“.
Die UN hat seit 1951 Büros in Bonn. 2003 bot der Bund den UN die Unterbringung im „Langen Eugen“, dem alten Plenarsaal und dem alten Abgeordnetenhaus an. 2006 eröffneten der Generalsekretär Kofi Annan und Frau Merkel den neuen UN-Campus als Zentrum aller Bonner Organisationen der UN. Heute arbeiten 20 UN-Organisationen mit ca. 1000 Beschäftigten in Bonn, die meisten von ihnen auf dem Campus; u.a. ist dort auch das Klimasekretariat der UN. Im Nov. 2017 fand im WCCB die UN-Klimakonferenz mit 22 000 Teilnehmern statt.
Die UN hat derzeit 193 Mitgliedsstaaten, von denen jeder 1 Stimme hat. Die General-versammlung ist praktisch ein „Weltparlament“. Ihre Beschlüsse sind nicht verbindlich. Verbindliche Beschlüsse fasst der Sicherheitsrat der UN. Er besteht aus 5 ständigen Mitgliedern, mit Vetorecht, und 10 nicht ständigen Mitgliedern, ohne Vetorecht. Er entscheidet auch über friedenserhaltende Maßnahmen und Einsätze durch die UN (peacekeeping).
Das Entsenden von „Blauhelmen“ in Konfliktgebiete ist ein zentrales Thema der UN-Friedenssicherung. Die UN selbst hat keine Soldaten. In ihrem Auftrag werden Soldaten, Polizei- und Zivilkräfte unterschiedlicher Länder entsandt, um Gewalt und Konflikte zu verhindern und Sicherheit für Menschen und Institutionen herzustellen. Die Friedens-missionen erfolgen nur mit Zustimmung des „Gastlandes“. Die UN-Truppen haben keinen Kampfauftrag, sie sind aber bewaffnet und dürfen sich selbst und ihre Einrichtungen schützen. Humanitäre Hilfe und Waffenstillstandsüberwachung sind wesentliche Aufgaben. Das Budget für Friedenssicherungsmassnahmen beträgt 6,7 Milliarden US $. Das sind 0,5% der weltweiten Militärausgaben. Die Länder werden für die Stellung der Einsatzkräfte bezahlt. (ca. 1300 US $ pro Monat und Person). Arme Länder stellen die meisten Truppen, weil sie daran verdienen. (Äthiopien, Bangladesch, Ruanda, Indien, …. an 47. Position Deutschland). Die Kostenpflichtbeiträge sind entgegengesetzt verteilt: USA, China, Japan, Deutschland (4.Stelle=6,4%).
Der erste Einsatz einer Friedensmission war 1948 die Überwachung des Waffenstillstandes im Palästinakrieg zwischen Israel und den arabischen Staaten. 1960 wurden im Kongoeinsatz erstmals die Blauhelme verwendet. Von1948 bis jetzt fanden über 70 Einsätze statt. 60 Missionen sind beendet, 14 Friedensmissionen laufen noch, die meisten in Afrika und Nahost. Z.Z. stellen 124 Staaten 103 000 Personen zur Verfügung, davon 85 000 Soldaten. Erfolgreiche Friedensmissionen waren Osttimor, Zypern, Liberia, Namibia, Sierra Leone und viele andere; Misserfolge gab es u.a. in Ruanda und Srebrenica.
Abschließend erklärte H. Ganns das 2005 von der UN-Generalversammlung angenommene Konzept R2P (Responsibility to Protect = Schutzverantwortung). Die Grundgedanken sind: Kriege finden immer stärker innerstaatlich statt und in den Bürgerkriegen sind bis zu 90% der Opfer Zivilisten. Hier muss die UN mehr tun, um Zivilisten zu schützen, wenn die Staaten ihre Schutzfunktion nicht erfüllen. Das Konzept R2P enthält für die UN nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht zu handeln. Es ist international umstritten, wie weit die UN hier (unter Umständen auch militärisch) gehen darf.
Der gute allgemeinverständliche Vortrag von Herrn Ganns hat sehr zum besseren Verständnis der Wirkungs- und Arbeitsweise und auch zu den Entscheidungsschwierigkeiten in der UN beigetragen.

Nach einem Blick aus dem 29sten Stockwerk des „Langen Eugen“ auf das im Nebel liegende Bonn und das Umland, beendeten wir unsere Exkursion mit einem gemeinsamen Mittages-sen im Restaurant Leander des GOP Varieté Theaters im WCCB.
Ein gelungener Abschluss einer interessanten Exkursion.
ma/su-nks